Mittwoch, 15. März 2017

10 Dinge, die ich nicht mehr über Neuseeland hören und sehen will

15.03.2017

So lautet der Titel eines Beitrags, den mir meine Frau auf Facebook hat zukommen lassen -

Quelle: www.weltwunderer.de

Gleich am Anfang sagt zwar der Autor, dass man ihn nicht falsch verstehen solle, denn er fände Neuseeland toll! Nur was die Tourismus Industrie dort vermittelt und was in "jeder" Reisereportage endlos wiederholt würde, hänge ihm nun langsam zum Halse raus.

1) Neuseelands skurile Sehenswürdigkeiten

Und dann startet er mit der Hundertwassertoilette in Kawakawa, die nicht einmal von einem Neuseeländer gebaut worden ist.

Wie den meisten bekannt ist, ist Hundertwasser kein Neuseeländer gewesen. Was aber die wenigsten wissen, seinen letzten Lebensabschnitt hat er in NZ verbracht und bewohnte ein Haus in der Nähe von Kawakawa,  in dem es weder Strom noch fließendes Wasser gab. Auch ich habe diese Toilette besucht! Ja, sogar aus mehrerer Hinsicht, denn ich wollte selbstverständlich meine Neugierde befriedigen, aber auch zwei Mal mit dem Bedürfnis, aus welchem Grunde es solche Einrichtungen gibt. Nach der normalen Erleichterung fühlt man sich immer besser! Ich habe noch keinen Menschen kennen gelernt, der nach einem geglücktem Toilettenbesuch, schlechter gelaunt war als vorher. Die Toilette ist ein Ort, wo einem eigentlich Freude wiederfährt. Ist es da nicht schön, wenn es auch sehr außergewöhnliche Toiletten gibt, die dieses Ereignis noch vergrößern. Ich finde das Klo toll. Und aus dem Grunde, da es sich um etwas ganz Besonderes handelt, hat auch die Gemeinde, die selbstverständlich weiß, was für ein Juwel sie da besitzt, ein waches Auge auf diese Toilette. Die Benutzung kostet nicht einmal etwas! Dabei kosten Public Toiletten in Neuseeland in der Regel etwas Geld. Und was ist bitte wichtiger? Das wo ich geboren bin, oder das, wo ich mich wohl und zuhause fühle? Hundertwasser hat sich hier anscheinend so wohl und zuhause gefühlt, dass er gerne ein Haus ohne Komfort bewohnt hat, nur um an diesem speziellen Ort sein zu können. Er hat sich somit zu Neuseeland ganz besonders hingezogen gefühlt. Das bezeichnet eine tiefe Beziehung, und in diesem Sinne war er zu dem besagten Termin der Erstellung der Toilette, die nur ein paar Jahre vor seinem Tode fertig wurde, vermutlich im Herzen mehr Neuseeländer als alles andere.

Gibt es eine Hundertwassertoilette, und der Tourismusverband wäre schön dumm, damit nicht zu werben, dann ist es doch nur selbstvertändlich und klar, dass diese von Personen gesehen werden will. Niemand aber ist verpflichtet dazu oder wird gar dazu gezwungen. Also lassen wir doch bitte in dieser Hinsicht die Kirche im Dorf!

2) In Neuseeland gibt es mehr Schafe als Menschen

Der Autor dazu: Das klingt, als würde Neuseeland von Schafen wimmeln, was es eigentlich nicht tut. Es gibt sicherlich noch mehr Possums ... ... ...

Da hat er wohl recht, dass es in Neuseeland nicht überall von Schafen wimmelt. Ja, stellenweise muß man sie richtig suchen. Aber es gibt wohl mehr Schafe als Neuseeländische Bevölkerung. Und das Possum, eine Beutelratte, die aus Australien eingeschleppt wurde, und die sich leider als dramatischer Zerstörer der Fauna darstellt, gibt es geschätzte 7,7 Millionen Mal in Neuseeland. Aus diesem Grunde kann man das nachtaktive Tier, vor allem im toten Zustand, früh morgens auf den Straßen liegen sehen. Es gibt ganz tolle Wollprodukte zu erstehen, in denen das gerupfte Possumfell zusammen, meistens mit Merino, verarbeitet wurde. Die Neuseeländer versuchen sehr, dieses Problem in den Griff zu bekommen!

3) Ganz geheimes Insiderwissen : Der Kiwi ist ein Vogel UND eine Frucht

Oh ja, das ist genau so. Und wenn man die Neuseelander selber als Kiwis bezeichnet, so ist damit der Vogel und nicht die Frucht bezeichnet. Aber es gibt diesen Vogel immer weniger! Warum ?? Ratten und Marder sind die Antwort !! Wieder einmal Tiere, die in das Land eingeschleppt wurden. Sie dezimierten und tun es immer noch, die Anzahl der Vögel sehr. Es gibt ganz viele Kiwischutzzonen, in denen strenge Richtlinien einzuhalten sind. In diesen Gebieten sieht man eine so große Anzahl an Kastenfallen ( Lebendfallen!), die für die Ratten und Marder aufgestellt sind. Hundebesitzer haben es im übrigen sehr schwer in Neuseeland. Mit dem Hund zusammen darf man keinen Nationalpark betreten. Mehr als 95 % der Strände sind tabu für Hunde. Kiwischutzzonen sind mehr als tabu und werden bei nicht Beachtung mit drastischen Strafen belegt. Und hier wird die Bevölkerung ganz doll dazu aufgerufen, mitzuhelfen, den Kiwi zu schützen, und alle zu melden, die sich nicht an die Richtlinien halten. An einem Strand habe ich einen Aufruf gesehen, der sich darum bemühte, einen Hundehalter ausfindig zu machen, dessen Hund einen Pinguin gerissen hat. Es war sogar schon eine Belohnung ausgeschrieben worden. Der Hund wurde beschrieben und mit Namen genannt, den vermutlich der Besitzer laut gerufen hatte. Die Person wird genau beschrieben. Die Neuseeländer schauen nach ihrem Land und begeben sich daran, Probleme zu lösen.

Ein Kiwi ist ein Neuseeländer, ein Vogel und eine Frucht.

Übrigens, demjenigen, dem es gegönnt sei, einen Kiwi (Vogel) in der freien Widbahn zu sehen, darf sich selbst dazu gratulieren sowie von sehr vielen neidischen Personen dazu beglückwünschen lassen. Ich hatte leider nicht das Glück!

4) Touristen-Latein:In Neuseeland ist es total sicher, da gibt es kaum Kriminalität

Der Autor: Träumt weiter, Leute! Die Zahl der Verkehrstoten ist erschreckend hoch und Mord und Totschlag gibt es natürlich auch.

Ja, selbstverständlich gibt es dort, wo Millionen von Menschen leben,  auch immer kranke und gewaltätige Menschen. Aber das Gefühl was in diesem Land rüber kommt, ist von der ersten Minute an ein so GUTES, dass man den Eindruck hat, sicher und geborgen zu sein. Dieses Gefühl wurde bei mir in den ganzen 6 Wochen nicht ein einziges Mal negativ beeinflußt. Was die Verkehrstoten angeht, kann ich nichts sagen. Nur eines, ich hätte bei über 9000 gefahrenen Kilometer, mir kaum rücksichtsvollere Verkehrsteilnehmer wünschen können, als ich sie erlebt habe. Wo die vielen Verkehrstoten herkommen, weiß ich nicht. Allerdings kann ich mir sehr gut vorstellen, dass das auch was damit zu tun haben kann, dass alle Fahrzeuge auf den Straßen, die Höchstgeschwindigkeit von 100 fahren dürfen. Und stellenweise ist das Aufkommen der LKW s schon hoch. Im Radio kam auch eine Sendung über einwandernde ältere LKW Fahrer, die hier sofort einen Job haben. Die Statistik der jungen Fahrer betreffend Unfällen muß dementsprechend sein! Bestimmte Betriebe stellen keine jungen LKW Fahrer ein. Dazu hat die Gewerkschaft gemeint, wie denn die jungen neuseeländischen Fahrer Erfahrung bekommen sollen, wenn ihnen dazu nicht die Chance gegeben wird.

6) Natur-Orgasmen:Neuseeland ist voll unberührter Natur, unglaublich!

Der Autor: Gähn. Ja, es gibt viel unberührte, grandiose Natur hier. ... ... ...  Überraschenderweise machen sich die wenigsten Touristen klar, dass die sanften grünen Hügel mitnichten "unberührte Natur" sind, sondern Ergebnis einer sehr umfassenden Abholzung.

Ja, das kennen wir so aus dem deutschen Lande nicht. Da kommst Du um die Ecke gefahren, und mit einem mal fällt dein Blick auf eine riesige Fläche, die den absoluten Kahlschlag erlebt hat. Den selektiven Holzeinschlag, wie bei uns, gibt es dort so gut wie nicht. Holz ist hier aber auch ein ganz anderer Industriezweig. Alle Häuser werden im Normalfall in Holzständerbauweise gebaut. Das ist erheblich günstiger, vor allem in einem Land, wo es Holz in rauhen Mengen gibt! Aber in diesem Land gibt es auch Erdbeben und Naturextreme in besonderem Ausmaße. So müssen die Leute zusehen, wo sie bleiben und wie sie es am besten hinbekommen. Das soll aber unter gar keinen Umständen heißen, dass ich diese Vorgehensweise gut heißen kann, vor allem wenn man die Folgen der Erderrusion bei Kahlschlägen bedenkt. Nicht umsonst ist man in Deutschland zu dem Entnehmen einzelner Bäume übergegangen. Aber da ist, das eh sehr amerikanisch wirkende Neuseeland, leider auf genau der gleichen Wellenlänge wie die USA. Zum Glück ist das Land groß und weitläufig. Hat im Vergleich zu seiner Größe, kaum Straßen und viele Nationalparks und abgelegende Gebiete, die fast menschen leer sind. In den wenigen Großstädten der beiden Inseln lebt ein so sehr  großer und erschreckender Teil der Gesamtbevölkerung, dass die weiten und leeren Gebiete, der abgelegenden Regionen, einem vorkommen, wie unberührte Natur. Und ist man dann noch dort unterwegs, und trifft niemanden oder ganz selten einen, so hat man eben ganz automatisch diesen Eindruck. Und das ist sehr schön, wenn aber vielleicht auch fachlich und faktisch falsch.

7) Eingeborenen-Romantik

Dazu der Autor: Diese wilden Maori-Krieger mit der herausgestreckten Zunge beim HAKA - hach, diese pittoresken Eingeborenen. ... ... ... Ich bezweifle ja ganz leise, dass die Präsentation der Maori als exotische Krieger, die für happige Eintrittsgelder in Rotorua vor Touristen in Baströckchen tanzen, förderlich für ein echtes Verständnis ihres Beitrags zur neuseeländischen Kultur ist.

Das sehe ich auch ganz genau so. Aber das muß wie alles im Leben, jeder für sich entscheiden. Auf der Wanganui River Road, bin ich ganz besonders der Tradition der Maoris in einem marae näher gekommen. Keine Touristenhochburg! Keine Vorführungen! Kein Eintritt! Das ganz normale Leben der Maori in einem Dorf von heute, mit den Traditionen von gestern und heute. Sie müssen und wollen gefragt werden, ob man sich ihrer Tradition nähern darf. Touristenmagneten wie Rotorua sind etwas ganz anderes und hat mit der Realität sehr wenig zu tun. Es ist ein touristischer Wirtschaftszweig, den die Maoris für sich entdeckt haben und ihn genau so ausnützen, wie andere an anderer Stelle.

8) Kiwiana-Klischees: Die Kiwis sind schräge Käuze, die alles aus Number 8 Wire basteln.

Dazu der Autor: Mal abgesehen davon, dass ein großer Teil der Neuseeländer heute in Auckland und anderen Großstadt-Agglomerationen lebt und aus Asien eingewandert ist: Ich wette, die sind handwerklich genauso verschieden begabt wie wir hier in Deutschland. Und dass sie alles aus diesem Draht basteln müssen, liegt einfach daran, weil es vieles nicht zu kaufen gibt und Importware verdammt teuer ist.

Dem kann man nur voll und ganz zustimmen. Ich habe so einige schräge Käuze kennen gelernt und denke vor allem an meinen Gary vom "Campground" auf der Banks Halbinsel unterhalb von Christchurch zurück. Diese ganz bestimmten Neuseeländer schmeißen so gut wie nichts weg. Kann man irgend etwas nicht mehr reparieren, so könnte aber dieses Teil, Auto, Bus, LKW, Träcker, Baumaschine, Waschmaschine , Trockner, Staubsauger, ... ... ..., einfach eben alles, doch in der Zukunft dazu beitragen, eine andere Reparatur noch ermöglichen zu können, da hier ein Teil vorhanden ist, welches dort als Ersatzteil verwendet werden könnte. Das Leben in Neuseeland ist definitiv teuer. So macht sich jeder Gedanken, wie er Geld sparen oder verdienen kann.

9) Neuseeland = Mittelerde

Dazu der Autor: Nein ist es nicht. Ja, hier wurden garandiose Filme gedreht, die in Mittelerde spielen - aber das eigentliche Mittelerde, das Tolkien anno dazumal im Sinne hatte, als er sich den Hobbit und den Herr der Ringe ausdachte, liegt zweifellos in England.

Dieser Punkt interessiert mich absolut nicht. Ich weiß nur eines, Neuseeland ist der absolute Hammer und kann einem so viel geben!

10) Neuseeland ist ein Paradies, unberührt von den Problemen der Welt.

Dazu der Autor: Ich finde es ja irgendwie süß, wenn erwachsene Menschen glauben, dass es tatsächlich so etwas wie ein Paradies auf Erden geben könnte. Neuseeland ist natürlich keines - hier gibt es genauso viele Probleme und nervige Kleinigkeiten wie anderswo auch, nur vielleicht andere (ich sage nur: Tall Poppy Syndrome, hohe Lebenshaltungskosten, Immobilienblase, Armut ...).

Der Reisende kann hier ein Paradies vorfinden, nachdem er schon lange gesucht hat. Viele, die dann denken, dieses ist das Land der Träume und wandern aus, haben schon schwere Rückschläge und Enttäuschungen kennen gelernt. Der Alltag sieht halt in den aller meisten Fällen ganz anders aus. Und ein Urlaub oder eine Reise ist eben kein Alltag. Mit der richtigen Grundeinstellung dürfen auch wir in Deutschland mit Recht sagen, dass wir hier schon sehr gut leben können. Viel besser, von den täglichen Sachen des Lebens her, es sei denn, man will etwas ganz ausgefallenes, kann es einem kaum wo anders gehen, als hier im guten, alten Deutschland.

1 Kommentar:

  1. Diese tolle Reise ist jetzt schon über 6 Jahre her, Zeit für eine Wiederholung?

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