Dienstag, 7. März 2017

Wanganui und die Wanganui River Road

7.03.2017

Heute morgen heißt es erst einmal meine ganzen Sachen im Internet erledigen. Zu lange war ich jetzt ohne, das benötigt immer Zeit, dass man es kaum glauben mag. Und dann möchte ich auch zu gerne wieder die liebe Stimme meiner Ehefrau hören.
Wanganui ist wieder einmal eine tolle Stadt mit über 40000 Einwohner. Der Besuch des I Site, für mich bisher eines der besten, beflügelt mich, mindestens noch eine Nacht hier zu verbringen. Dann schaue ich mir die Stadt an und genieße dabei zwei Portionen Fish and Chip. Es gibt vermutlich ein lustiges Bild ab, wie ich mit dem ganzen Papier und meiner Kamera gleichzeitig versuche fertig zu werden, wenn beim Schlendern noch ein gutes Fotomotiv auftaucht.

Die Fish and Chip werden auf ein oder zwei Bögen Papier gelegt und dann eingeschlagen. Darum kommen weitere Schichten Papier, die sehr häufig aus alten Zeitungen bestehen. Dann wird in das Ganze mit einer Gabel gestochen, damit die Hitze etwas entweichen kann. Das Paket bekommst DU in die Hand gedrückt und mußt dann im Normalfall die Gastronomie verlassen, da es dort meistens keine Möglichkeit gibt, sich zu setzen und es sich schmecken zu lassen. Aus diesem Grunde ist vermutlich auch der Preis häufig so unschlagbar günstig. Von 4,50 - 8,50 Dollar war bisher die Spanne. Der Preis hat nichts mit der Größe der Portion zu tun, sondern mit der jeweiligen Stadt oder der Lage.

Ich schlendere also durch die Stadt und lasse es mir so richtig gut gehen. Da mir nicht nur die Stadt, sondern auch die Portion besonders gut gefallen hat, stehe ich auf dem Weg zurück zum Auto wieder vor dem Fischladen (hier ist es wirklich einer!), und biege doch glatt ein zweites Mal Richtung Eingangstür ab. Da ich das Papier immer noch unter einem Arm eingeklemmt halte, schauen mich die drei hinter der Theke groß an und denken, was DER wohl am Essen auszusetzen hat?

Als ich die zweite Portion bestelle, erhellen sich die Gesichter schlagartig. Komisch, denke ich nachher. Die zweite Portion ist erheblich größer ausgefallen, obwohl schon an der ersten, an Größe und Qualität absolut nichts zu beanstanden war.

Die Stadt gefällt mir immer besser. So dauert es noch etwas, bis ich am Wagen wieder angekommen bin. Jetzt zieht es mich zur Wanganui River Road. Eine Straße, die häufig links liegen gelassen wird, da die schnelleren Wege über die neueren und besser ausgebauten Straßen führen.

Der Wanganui River ist der längste beschiffbare Fluß Neuseelands und hat für die Schifffahrt früher eine wichtige Rolle gespielt. Heute ist das Nebensache, da auch hier die LKW s längst Alles übernommen haben. Da ich mich hier im Maori Gebiet befinde, will ich euch die Sage über die Entstehung des Flusses nicht unterschlagen.

Nach der Legende der Maori entstand der Fluß dadurch, dass der Mount Taranaki, den ich ja leider nicht zu Gesicht bekam, weil das Wetter nicht mitspielte, und der Mount Tongariro, wo die Reise für mich richtig begonnen hat, um den schönen Mount Pihanga kämpften. Der Mount Taranaki flüchtete aus dem Zentrum der Insel zu seinem jetzigen Standort und hinterließ dabei eine tiefe Furche. Der Mount Tongariro schickte kühles Wasser, um die entstandene Verwundung der Erde zu heilen. Somit war der Wanganui River geboren und wird noch heute, gnädiger Weise, vom Mount Tongariro, gespeist.

Besuch einer Marae in Koriniti

Ich nehme mir Zeit und schaue mir das eine oder andere an. In Koriniti, wo man ein wunderbares Beispiel für eine traditionelle Marae besichtigen kann, dauert es dann länger. Das ist gar nicht so selbstverständlich. Sollte man das tun wollen, so fragt man bitte immer zuerst. Denn es gibt auch Zeiten und Augenblicke, in denen FREMDE nicht erwünscht sind. Und schon gar keine, die im Hauruck-Verfahren,dieses bewerkstelligen wollen. Da der Tag etwas zugezogen hat und ich alleine auf dem kleinen Parkplatz vor der Kirche eingetroffen bin, kann ich nicht sofort sehen, ob es heute passend ist. So laufe ich erst einmal die Straße entlang, in deren Richtung ich jemanden im Garten gesehen habe.

Wie mein Tag wäre, und schön, dass ich mich für die Maori Traditionen interessiere! Selbstverständlich dürfte ich alles ansehen. Und ich solle mir dabei so viel Zeit lassen, wie ich wolle. Zu einer Marae Anlage gehört ein Versammlungshaus (wharenui), ein frei Platz draußen für viele Leute (marae atea), ein Speisesaal (wharekai), der mit Toiletten, Duschen und Unterrichtsräumen ausgestattet ist. In solch einer marae, wird alles abgehalten. Egal, ob es ein Jubiläum gibt, ob Unterricht oder Kurse abgehalten werden, ob jemand verabschiedet wird, ob Veranstaltungen abgehalten werden, oder aber Diskusionen statt finden, welche über Tage dauern können. Dieses wurde genau so schon früher immer getan und bis heute beibehalten.

Sollte man zu solch einem Augenblick hier aufschlagen, ist es verständlich, dass das kein passender Moment für eine Besichtigung ist. Als ich wieder zum Auto komme, macht sich die Frau aus dem Garten mit einem lauten HELLO auf den Weg zu mir. Sie will wissen, aus welchem Land ich komme, wie lange ich schon unterwegs bin, was ich mir schon alles angesehen habe und was noch folgt. Einfach so viel wie möglich. Sie hätte mich die ganze Zeit beobachtet, was ich selbstverständlich bemerkt hatte (meinem Vater sei dank!), und müsse mir sagen, dass kaum einer so andächtig und ruhig und stressfrei, sich das jemals angesehen und auf sich wirken lassen habe.

Als ich ihr Fotos vom Mount Hikurangi und dem Sonnentor bei Sonnenaufgang zeige, kann sie ihre Begeisterung gar nicht mehr zurück halten. Sie war in ihrem Leben noch nicht dort. In diesem Augenblick kommt ein Auto um die Ecke gefahren, mit zwei älteren Männern darin, denen ich vor ca. einer halben Stunde die Straße frei gemacht hatte, da ich einfach im zu langsamen Touritempo unterwegs war. Die Frau hält sie an und wir zeigen ihnen ebenfalls die Fotos. Auch sie sind total begeistert und erzählen nun, dass ich ein sehr rücksichtsvoller Verkehrsteilnehmer wäre und es nicht selbstverständlich ist, dass man zur Seite fährt.

Da habe ich hier wohl ein wunderbares Bild für den deutschen Reisenden hier abgegeben. Als es  stärker anfängt zu regnen, wird unsere Versammlung nicht im Versammlungsraum des marae weitergeführt, sondern man wünscht sich noch einen schönen Tag und mir weiterhin eine tolle Reise. Und da ich gesagt hatte, dass ich ganz sicher mit meiner Frau noch ein zweites Mal auf die Insel kommen werde, wünschten sie auf ein baldiges Wiedersehen.

Jetzt hört es einfach nicht mehr auf mit dem Regen. Die Wolken ziehen noch mehr zu, und es wird um 17.00 Uhr schon recht dunkel. Als ich von Koriniti wieder auf die Wanganui River Road fahre, kreuzen zwei Radfahrer in die entgegengesetzte Richtung. Der Mann hat schon die komplette Regenmontur an und die Frau ist in T-Shirt und kurzer Hose unterwegs.
Ich fahre noch zur Kawana Flour Mill, einer alten Mühle, die man mit viel Mühe wieder aufgebaut. Zur Besichtigung regnet es kaum noch, aber auf dem Weg zum Auto, fängt es wieder richtig an.

Ich fahre wieder Richtung Wanganui. In Atene, an der River Road, wo morgen für mich der ca.23 Kilometer lange Skyline Track beginnt, halte ich am kostenlosen Camping, um die Nacht dort zu verbringen. Mein Handy hat mir gesagt, dass der Speicher voll ist,und ich nehme mir die Zeit und miste schon einmal alle unnötigen Fotos aus.

In dieser Zeit kommen meine beiden Radfahrer von vorher auch an. Es regnet immer noch, auch sie hat nun die komplette Regenmontur an. Nachdem sie die Fahrräder abgestellt haben, er Wasser an der Trinkwasserstelle geholt hat, beginnt sie augenblicklich die Regensachen auszuziehen. Er stellt sich in meine Richtung vor sie, und spannt ein Mikrofaserhandtuch als Sichtschutz. Ein wunderbares Zusammenspiel beginnt, das nach ihrer kompletten Toilette, die seine starten lässt.
In der Zwischenzeit hat es fast komplett aufgehört zu regnen. Ich denke bei mir, die Chance für den Zeltaufbau wäre gerade günstig. Die beiden lassen sich aber in ihrem Ablauf nicht vom Wetter beeinflussen.

Bis auch er fertig ist, hat es wieder stärker mit Regnen angefangen und die Wolken versprechen keine Besserung. Also machen sie sich, nun wieder komplett in Regensachen, an die Zubereitung des Abendessens. (Es gibt auf diesem Platz keine Überdachung! Einzig die vorhandenen Bäume geben etwas Schutz.) Als der Regen etwas nachlässt, steige ich aus und bereite alles im Wagen für die Nacht vor. Putze mir die Zähne, packe den Rucksack für den Morgen und räume noch etwas im Auto auf. In dieser Zeit sitzen die beiden da und essen genüsslich. Es sei ihnen gegönnt.

Langsam wird es wirklich dunkel. Ich befürchte schon, die beiden wollen im Freien schlafen. Sie sind noch nicht ganz mit dem Essen fertig, da kommt ein Wolkenbruch. Nicht einmal das scheint sie zu stören. Sie beenden ihr Mal, spülen ab, was bei dem Wetter sogar Vorteile bringt, und räumen ihre Sachen wieder fein säuberlich zusammen. Man sieht ganz klar, die Ausrüstung ist high tech und beide lassen sich nicht aus der Ruhe bringen. Ich beobachte sie die ganze Zeit gespannt. Der Wolkenbruch will einfach nicht aufhören.

Zweimal wäre Gelegenheit gewesen, das Zelt fast im Trockenen aufzustellen. Bei einem so eingespielten Team,kann das nicht lange dauern. Der Regen bleibt, es wird auch noch die halbe Nacht in der Stärke weitergehen, und die Dunkelheit kommt. Ohne auch nur den Anschein von etwas Hektik, wird nun erst der passende Platz ausgesucht. Jetzt kommt die Unterlage, in der schon das Zelt eingewickelt ist. Vorher wurden schon die Zeltstangen bereit gelegt. Jetzt wird die Plane aufgeschlagen, die Stangen eingefädelt, das Innenzelt steht. Die Außenhaut wird übers das Zelt geworfen und erst jetzt kommen Heringe zum Einsatz. Zwar dauert es noch ewig, bis die beiden endlich ins Zelt krabbeln können, (in der Zwischenzeit habe ich auch auf dem Tablet alle überflüssigen Fotos gelöscht, nicht das ich nur mit der Beobachtung der Szenerie zu tun gehabt hätte !!!), denn ihre gesamte Regenmontur wird fein säuberlich noch draußen aufgehängt, als wenn sie noch drin stecken würden. Es kommt nichts nasses mit ins Zelt. Selbst die Schuhe bekommen ihren Platz. Wie schon gesagt, die beiden sind mit high tech unterwegs, und so ist auch das Zelt, sehr klein ausgefallen. Leichtes Gepäck erleichtert einem viel, aber nicht immer alles! Die beiden sind im Zelt, erst jetzt geht ein Licht an. Keine 5 Minuten später ist es aus. Gute Nacht ihr beiden!

Als ich mitten in der Nacht aufwache, und es immer noch so regnet, muss ich sofort an die beiden denken. Irgendwann später hat es zum Glück aufgehört zu regnen.

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