Donnerstag, 23. Februar 2017

Der Milford Sound

22.02.2017

Als ich aufwache, regnet es zwar noch, aber die Wassermassen sind wohl in der Nacht geblieben. Trotzdem sieht es nicht sehr viel versprechend aus. Eine Etappe auf dem Milford Track, der als  THE FINEST WALK IN THE WORLD bezeichnet wird, ist heute nicht möglich. Im I Site erfahre ich , dass es auch kein Schiff gibt, welches mich an den Ausgangspunkt bringen koennte. Ein Kajak wäere die einzige Moeglichkeit, dahin zu gelangen. Aber nach dem Regen der letzten 24 Stunden rät man auch davon ab!

Was unbedingt erwaehnt werden muss! Im Milford Sound regnet es an mehr als 200 Tagen im Jahr. Das ist aber auch ausdrücklich erwünscht! Ihr fragt euch, warum? Ganz einfach, die Wasserfaelle, die unter anderem den Sound so beruehmt gemacht haben, brauchen den Regen. Und jeder, der hierher kommt, oder den Track laufen will, sollte und muss sich darueber im Klaren sein, dass Wasser hier eine riesige Rolle spielt. Die Wanderer auf dem 4-Tages-Track sind begrenzt und haben gewisse Voraussetzungen zu erfuellen. Bei so extremer Wetterlage, wie in den letzten Tagen und Stunden, müsste selbst das beste High-Tech-Material vor der Natur kapitulieren.

Ich sitze im Wagen und lese ein wenig und warte dabei auf das, was mir der Tag bringen wird. Mit einem Mal reißen die Wolken auf! Blau ist am Himmel zu sehen. Nein! Sogar die Sonne lässt sich blicken. Innerhalb von Minuten hat sich das Wetter total gewandelt. Schnell zurück zum I Site und die naechste Fjordcruise gebucht. In den Morgenstunden geht der Andrang noch. Ab 12.00 Uhr ist hier alles komplett ueberfuellt und ausgebucht mit Kreuzfahrttouristen. Der Mann im I Site schaut mich an und fragt, wie schnell ich am Anleger sein kann, wenn ich für den Weg bis dahin 10 Minuten brauche. In 15 Minuten, erwidere ich. "Perfekt, dann schaffst Du den naechsten Dampfer noch. Aber Achtung, es wird kalt auf dem Schiff", und wirft einen vielsagenden Blick auf meine kurze Hose. Schnell zum Auto, den Rucksack geschnappt, Sonnenschutz und Insektenmittel eingepackt und meine Zaubertasche, in der sich das Regenzeug, Muetze, Handschuhe und ein Halstuch befinden. Danach im gestreckten Galopp zum Anleger.

Die Menschen dort schauen mich groß an. Bei 7 Grad Aussentemperatur bin ich der einzige, der hier mit kurzen Hosen und barfuss in Sandalen angehechelt kommt. Zudem haben sich alle gegen die "Sandflies" eingepackt, die hier am Anleger Probleme bereiten. So lange man sich jedoch bewegt, passiert eigentlich gar nichts. Ich zücke meine kleine schwarze Tube NOBITE, während die anderen wie wild mit Insektenschutz um sich spruehen.

Das Mittel ist klasse und haelt zum Erstaunen der anderen Vermummten, jegliche Plagegeister von mir fern. Und dann geht es auch schon aufs Schiff. Vorne am Bug gibt es nur wenige Plaetze, und die sind natuerlich ganz schnell weg. Ich komme etwas zu spaet, und warte einfach in der zweiten Reihe, was passieren wird. Dann geht es raus, und schon auf der Fahrt aus dem Hafen geben zwei Frauen ihren Bugplatz auf, da es unverschaemt kalt wird. Jetzt stehe ich mit vorne. Immer noch in T-Shirt, kurzer Hose und Sandalen. Aber dann hole selbst ich meine Anziehsachen raus. Nicht dass ich vor lauter Schlottern kein scharfes Bild hinbekomme und den Sound, der ein Fjord ist, nicht so geniessen kann, wie es ihm gebührt.

Die zweieinhalbstündige Fahrt ist klasse. Streckenweise werden wir von Delphinen begleitet, die man nur mit größtem Glück aufs Foto bekommt. Wir fahren einen Wasserfall an, der angeblich das beste Wasser der Welt hat. Vorne auf der Bugspitze stehen Serviertabletts mit leeren Gläsern. Achtung, Passagiere, jetzt koennte es feucht, nein nass werden. WOW !!! Genial, genau wie das Wasser, das wir probieren dürfen. Die Fahrt geht bis zur Tasman Sea hinaus. Dann drehen wir um und fahren den Fjord auf der anderen Seite wieder zurueck. Ich genieße jede Minute, obwohl, mal ganz ehrlich, die Zehen und Finger kalt geworden sind.

Als wir wieder in den kleinen Hafen einfahren, sehen wir den Terminal vor lauter Menschen nicht mehr. Hunderte von Kameras sind auf uns gerichtet und halten fest, wie unser Schiff einläuft. Die Kreuzfahrer sind eingetroffen! Es ist nicht einfach sich durch die Menschenmassen hindurch zum Ausgang einen Weg zu bahnen. Beim Kampf um die begehrten Bugplätze setzen die nächsten Schiffspassagiere beherzt auch Ellbogen ein. Ich bin froh, dass mir das erspart geblieben ist. Denn unser Schiff war nicht einmal halb voll.

Mich zieht es nach dem Spektakel, welches genau so auch auf dem Parkplatz ausgebrochen ist,(Daher wollte ich unbedingt am Abend zuvor hier angekommen sein!) zum ca. 40 Kilometer entfernten Wanderparkplatz The Divide. Dort wartet noch ein toller BOTANISCHER GIPFEL SPAZIERGANG mit Gebirgspanorama auf mich. Schnell bin ich wieder geruestet, denn der Spaziergang soll bei 400 Höhenmeter 3 Stunden Zeit in Anspruch nehmen. Key Summit heißt die Wanderung, die ein weiteres Naturerlebnis ist. Ganz egal, wo ich hinschaue, ich kann immer etwas finden, was mich begeistert. Hier gibt es eben so viele Sachen, die außergewöhnlich schön sind.

Danach ist noch nicht Schluss. Es zieht mich noch über ca. 85 Kilometer Panoramastraße nach Te Anau. Der gleichnamige See wird von Bergketten malerisch eingeschlossen. Lake Te Anau beschert mir zum Abschluss des Tages im Licht der untergehenden Sonne noch einige schoene Motive. Die Nacht verbringe ich direkt am Wasser.

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