Donnerstag, 23. Februar 2017

Mount Luxmore und der absolut abgelegene Süden der Südinsel

23.02.2017

Morgens um 6 zeigt das Thermometer 5 Grad an. In der Nacht bin ich immer wieder aufgewacht, wenn mein als Zudecke verwendeter Schlafsack von mir gerutscht ist und ich nur noch im Seideninlay dalag. Brrrrrr! (Ja, auch das kommt vor!)


Am Wanderparkplatz zum Kepler Track, einer der krassen Tracks ueber 4 Tage, sehe ich viele Leute mit laufenden Motoren in ihren Autos sitzen. Ja, die Morgenkälte!!  Mich zieht es heute auf den Mount Luxmore. Das sind zwar "nur" ca. 1300 Höhenmeter, aber die Entfernung ist gewaltig. Fast 30 Kilometer sind es hin und zurueck. Das wird mit über 9 Stunden reiner Laufzeit im Wanderfuehrer deklariert. Damit ist es auch die laengste Eintageswanderung aus dem Rother.

Ich steige aus und ziehe mir die Wandersachen an. Sonnenschutz nicht vergessen. Wow, ist ganz schön kalt! Aber beim Laufen wird einem ja warm! Ich muss los, da ein kleiner Puffer zur Abenddämmerung nicht schlecht waere. Die Tuerschloesser des Autos verriegele ich um 6.55 Uhr. Erst um 18.05 Uhr werden sie von mir wieder entriegelt werden.

Nach 5 Minuten, die Haende tief in den Hosentaschen, betrete ich einen Wald. Leider ist das Licht für Fotos noch nicht ausreichend in dieser fruehen Morgenstunde, so genieße ich es, durch dieses GRUEN laufen zu duerfen. Der Weg ist perfekt ausgeschildert. Heute wird auch das tolle sein, was die Distanz erst ermöglicht, dass ausser ein paar Leitern keine Stufe zu nehmen ist und der Weg genial zu laufen ist. Ich habe mein Tempo gefunden und lasse eine Serpentine nach der anderen im Wald hinter mir. Nach geschlagenen 4 Stunden, ich hatte schon befürchtet, ich werde den Himmel heute gar nicht mehr sehen, lichtet sich endlich das Blaetterdach und mit einem Mal steht man "draußen" - ab jetzt gibt es keinen Baum mehr.

Ich habe das Hochplateau erreicht. Mit großen Schritten näher ich mich der Luxmore Hut, das ist eine große bewirtschaftete Hütte, von denen es nicht so viele gibt. Aber da wir auf dem beruehmten Kepler Track sind, ist diese auch zwingend noetig. 900 Höhenmeter habe ich nun schon hinter mir. Im Wald zwischen  den Bäumen habe ich gar nicht bemerkt, dass es so hoch gegangen ist.

Auf dem Wegweiser werden von der Hütte bis zum Gipfel 1.5 Stunden angegeben. Die Hütte ist überfüllt. Vor allem auf der Sonnenterasse ist das Gedränge groß. Mich zieht es direkt weiter, bei den Menschenmassen. Keine 15 Minuten später halte ich meine Vesperpause ab, mit grandiosem Blick auf den Lake Te Anau. Oh, da könnte man es länger aushalten. Zum Glück habe ich mein Buch im Wagen gelassen. Denn Zeit ist heute knapp! Bis jetzt habe ich noch nicht einmal die Hälfte der Strecke geschafft und bin immer noch auf dem Bergaufweg.

Auf dem Gipfel: Warum tut man sich das an?
Um 13.15 Uhr stehe ich auf dem Gipfel. Was soll ich sagen? Warum tut man das? Warum tun es soooo VIELE ??? Das muss jeder für sich beantworten. Mir bereitet es viel Spaß und Freude und ist zudem ein großer Aktivposten in meinem Leben. Bergwandern bedeutet für mich, das Universum zu spüren. Ich werde eins mit der Natur und fühle mich einfach großartig dabei!

Ja, und das benoetigt eben auch Zeit, die man sich da oben auf jeden Fall nehmen sollte. Das mache ich auch ganz sicher. Und als ich genug genossen und in mir aufgenommen habe, auch auf der Camera, mache ich mich gemuetlich an den Abstieg. Das bedeutet leider auf dem gleichen Weg zurück. Aber was heißt hier leider? Aus der anderen Perspektive entdecke ich viele Aussichten, die ich beim Aufstieg übersehen habe.

Sehr schnell bin ich wieder an der Hütte. Danach tauche ich wieder in den Wald ein, bis ich am Parkplatz wieder ausgespuckt werde. Der Weg zieht sich zum Schluss unendlich in die Laenge. Ja, will das denn hier gar nicht mehr enden?  Klatschnass geschwitzt geht es nun erst einmal in den See. Der liebe Gott hat wirklich an alles gedacht! Ich genieße das eiskalte klare Wasser bis ich fröstle.



Endlich Schafe!
Gerne würde ich es heute noch über den abgelegenen Süden der Südinsel bis nach Invercargill schaffen. Aber das lasse ich einfach auf mich zukommen. Bei den über 4 Stunden Fahrt werden mir nur eine handvoll Fahrzeuge begegnen. In der einsamen Landschaft finde ich endlich das, wofür Neuseeland so berühmt ist: Tausende von Schafen! Viele Fotos werden gemacht, auch deshalb die lange Fahrtzeit.

Einen tollen Sonnenuntergang am Strand von Orepuki darf ich miterleben. Dann heisst es noch die letzte Helligkeit so weit wie möglich auszukosten. Erst im Dunkeln komme ich in Invercargill an.

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