Samstag, 18. Februar 2017

Ich liebe Alexander Knob

19.02.2017

Alexander! Der Name bedeutet Großes. Wie viele Könige und Herrscher trugen schon diesen Namen! Auch Entdecker und Gelehrte, selbst aus deutschem Lande, sind darunter. Alexander Knob, ein Name deutscher Herkunft, aber schon seit Generationen auch hier in Neuseeland verwurzelt. Und zwar so stark und verbunden, wie die Wurzeln des majestätischen Kauribaumes.  Und jetzt treffe ich auf ihn, und bin vom ersten Augenblick an überwältigt.

Oh Gott, was fuer ein Typ. So natürlich und gelassen und doch gleichzeitig wild und ungestuem. Das Gefuehl, das er in mir auslöst, ist einzigartig. Leider ist er wohl auch etwas arrogant, denn er verlangt ohne Umschweife, dass man sich viel Zeit nimmt für ihn. So mal eben schnell, das geht nicht! Aber das will ich auch überhaupt nicht. Ich will alles, und dafuer lasse ich mir auch alle Zeit, die es braucht. Das ist er mir seit der erste Sekunde des Kennenlernens wert!

Es hat den Anschein, dass wir ganz alleine zusammen unterwegs sind. Das ist umso schoener, denn so können wir uns ungestört annähern. Je länger wir zusammen gehen, desto mehr gibt er von sich frei. Ich bin erst einmal in der Rolle des Genießers und lasse einfach alles auf mich einwirken. Und, es tut mir leid, wenn ich mich wiederhole, seine Wirkung auf mich ist sagenhaft, von der ersten Sekunde an auf Du und Du.

Alexander ist wunderbar wandelbar, einmal dunkel und gefaehrlich blickend, und das andere Mal offen und hell, gar wie der Sonnenschein. Doch der Sonne gibt er am Anfang keine Chance. Nein, er ist kein Einfacher, was aber mit seinen Reiz ausmacht. Je hoeher wir in den Bereich des Gegenseitigen kommen, umso mehr bringt er mich in Wallung.

Leider bin ich jemand, der schnell anfaengt zu schwitzen. Was ganz klar auf die Gene meines Vaters zurückzuführen ist. Ihn stört das aber ueberhaupt nicht, und ich lebe damit schon mein Leben lang. Eigentlich kommt mir das Klima hier entgegen. Und so bin ich auch der letzte, der sich ueber die 17 Grad des fruehen Morgens beschweren wuerde. Um 7.30 Uhr geht das auch in Ordnung. Auch Alexander ist nicht der Type, den diese Grade zu stoeren scheinen. Im Gegenteil, sie scheinen ihm Farbe zu bringen. Und das ist sehr komisch, denn mit zunehmenden Wege  verändert sich seine Farbe. Auch meine wird sich wohl in den Rottoenen geaendert haben, da die Anstrengung nicht spurlos an mir vorüber geht. Schließlich werden wir heute mindestens 4 Stunden nur bergan laufen. Die Geschwindigkeit, mit der wir uns vorwärts bewegen, ist genauso synchron wie unser Herzschlag. Dabei hat jeder von uns den anderen akzeptiert, wie er ist, ohne ihn umkrempeln zu wollen.

Wenn man nicht darauf eine Beziehung aufbauen kann, worauf dann? Ich will mich dem voll und ganz hingeben und setze auch gerne meine Energie dafür ein. Im Moment ist meine Energie jedoch sehr darauf ausgerichtet, die Hoehenmeter zu bewaeltigen. Ueber 1000 muessen es schon sein, wenn wir zusammen das Ziel erreichen wollen. Was unser gemeinsames Ziel ist? Anscheinend ganz einfach! Den anderen moeglichst zufrieden und gluecklich zu machen!

Ueberraschungen gibt es wohl auf beiden Seiten! Auf seiner Seite ist es ganz klar! Je hoeher wir kommen, umso freundlicher und heller ist er. Keine Spur mehr von dem dunklen und gefaehrlichen Typ am Anfang unseres gemeinsamen Zusammenseins. Noch niemals zuvor in meinem Leben habe ich so beschwingt und leicht, selbst wenn etwas Schweiss geflossen ist, mehr als 1000 Hoehenmeter zurückgelegt wie heute. Kein Schnaufen und Roecheln, kein nach Luft schnappen, als wenn es gleich ausgehen wuerde, nichts dergleichen, und das nach 4 Stunden Weg bergan. Das ist schon ganz besonders, und ich bin anderes gewoehnt, durch das man sich auch durchgekaempft hat.

Kampf, nein wie sollte auch! Waere ich ihm sonst von der ersten Sekunde verfallen gewesen? Am Hoehepunkt, und der kommt bei Liebespaaren immer zur schoensten Zeit, ist der Gipfel viel zu schnell da.  Die perfekte Sicht auf den Franz Josef Glacier bleibt uns leider zusammen verwehrt. Es sind Wolken aufgezogen.Aber auch diese werden keinen Einfluss auf unser Gemeinsames haben! Alexander wird mir anstatt dessen von großartigen Momenten erzaehlen, in denen Gott seine Hand mit im Spiel gehabt haben muss. So besonders und einmalig muss der Anblick von diesem Punkt schon gewesen sein! Das glaube ich ihm gerne und bin etwas neidisch darueber. Mehr aber auch nicht, denn unsere gemeinsame Zeit macht wiegt alles auf.

Tipp:
Alexander Knob heißt die Wanderung 31 aus dem Rother Wanderfuehrer, die ich wirklich jedem nur ans Herz legen kann. Ich bin so gespannt, ob diese Tour, die ich ganz sicher mit meiner wunderbaren Frau beim naechsten Besuch in NZ gehen werde, bei ihr die gleichen Gefühle auslöst? Die Wanderung sollte am fruehen Morgen begonnen werden, da es haeufig vorkommt, dass zur Mittagszeit Nebel und Wolken vom nahen Meer reinziehen. Ich war leider, laut einem tschechischen Pärchen,  nur 5 Minuten zu spaet. Aber ich komme wieder, und dann hat vor allem meine Frau es verdient, diese geniale Sicht, die ich unterwegs zum Glueck schon aufschnappen konnte, zu erleben.

3 Kommentare:

  1. Phew, nochmal Glück gehabt, ich dachte, jetzt ist es passiert. Ich verliere beim Lesen dieser Zeilen meinen Mann an einen Womanizer. Ganz toll erzählt, ich freu mich auf die Fotos, die noch folgen. Ich brenne darauf, meinen Nebenbuhler aus allen Perspektiven kennenzulernen. Alexander, zeig mir dein Gesicht! 1000 Küsse! :-)

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  2. Hallo Hermann,
    Wow, du bist ja fleißig am Schreiben deiner Erlebnisse und Eindrücke. Kompliment! Wir hoffen, dass noch weitere unvergessliche Eindrücke für dich folgen werden.
    Liebe Grüße nach Neuseeland vom derzeit verregneten Deutschland senden dir deine Tanzkreis-Mitstreiter Bernd und Sina

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