Donnerstag, 16. Februar 2017

Südinsel, ich komme

16.02.2017

Die Überfahrt
Kurz nach Mitternacht bin ich bei Bluebridge, meinem Faehrunternehmen und tausche mein Ticket gegen Boardingstrips aus Kunststoff ein. Ich darf mich in Reihe 4 positionieren, so nahe wie moeglich hinter dem letzten Auto, das da steht. Dann krieche ich auf meine Schlafstatt und versuche noch ein wenig Schlaf zu bekommen. Daraus wird nicht wirklich etwas. Der Geraeuschpegel ist einfach zu hoch.

Gegen 2.00 Uhr geht es los. Die einzelnen Auto und Womo Gruppen, sowie LKW s werden nun nach der Reihe, wie sie benoetigt werden, um den Platz bestmoeglichst zu befuellen, aufgerufen. Es scheint so, dass diejenigen, die als erstes kamen, nicht beachtet werden. Das wird einem Wartenden zu bunt, der sich dann einfach in die angewunkene Reihe quetschen will. Ab da geht es richtig zur Sache. Derjenige, der hinter im stand, hat wohl gedacht, er haette ein Signal nicht mitbekommen, und zog nach. Beide werden daraufhin energisch zurueckgepfiffen. Doch der erste will sich nichts pfeifen lassen und faengt einen dicken Streit an. Um den weiteren reibungslosen Ablauf gewaehrleisten zu koennen, lässt man ihn schließlich auf seiner Position.

Dann sind doch schneller, als ich dachte, alle Fahrzeuge verladen. Noch bevor ich meine Sachen aus dem Auto geholt habe, mich ueberzeugt habe, dass alles zu ist, mir den Platz gemerkt habe, wo ich stehe und wo der naechste Zugang zum Treppenhaus ist, wird die riesen Luke hinter uns geschlossen. Ich sitze noch nicht auf meinem Platz, da bewegt sich das Schiff schon. Na, perfekt.

Auch jetzt ist von Schlafen keine Rede. Die unregelmäßigen Schiffsbewegungen lassen mich nicht zur Ruhe kommen. Irgendwie gehen die gut vier Stunden dann trotzdem vorbei. Auch ohne Schlaf. Schon werden wir Passagiere per Lautsprecherdurchsage aufgefordert, uns zu den Fahrzeugen zu begeben. Auf dem Weg zum Treppenhaus liegen zwei Typen, die so richtig tiefen Schlaf gefunden haben. Doch zu beneiden sind die nicht. Neben ihnen stehen ca. ein Dutzend leere Bierflaschen...

Da die Faehre nicht so riesig ist, wie eine Korsika oder Sardinien Faehre, gibt es keine Schlangen im Treppenhaus. Alles laeuft total ruhig und geordnet sowie reibungslos ab. Ich komme im untersten Parkdeck an, sehe sofort mein Auto, und noch bevor ich einsteige, verlassen schon die ersten Motorraeder die Faehre.

Mit einem Mal steht der Streithammel und Drängler, der beim Beladen der Fähre auffällig wurde, samt Frau vor meinem Auto. Offensichtlich halten die beiden Ausschau nach ihrem Wagen. Er laeuft rechts rum, sie links. Er kommt als erster wieder zur Treppenhaustuer und begibt sich, ohne auf seine Frau zu warten, dort hinein. Kurze Zeit spaeter kommt seine Frau aus der anderen Richtung, wartet vor der Tuer und haelt Ausschau nach ihm. Ich will gerade aussteigen und ihr sagen, ... ... ... da kommt er und schimpft mit ihr. Beide verschwinden im Treppenhaus. Keine 5 Minuten spaeter stehen wieder beide da. Ich muss hier nicht erwaehnen, dass die beiden, vor allem er, sehr angespannt aussahen. Wieder rennen sie durch die Fahrzeuge, werden jetzt aber von einem Mitarbeiter mit Trillerpfeife ermahnt, da sich die Autos vor mir bereits in Bewegung setzen. Im Gefahrenbereich hat das Pärchen nichts zu suchen.

Auf Reisen lernt man eine Menge.
Nummer eins ist, die ganze Welt einfach etwas relaxter zu sehen. Nummer zwei, den Personen zu vertrauen, die Tag aus, Tag ein, die gleiche Taetigkeit verrichten, so wie beispielsweise das Faehrpersonal beim Verladen. Diese Menschen wissen schon, was sie tun. Und wenn man dem normalen Menschenverstand auch noch eine Chance lassen wuerde, dann kaeme man auch von selbst darauf, dass diejenigen, welche als erstes in das Schiff fahren, als letzte wieder rauskommen. Was besser fuer den einen oder anderen ist, muss jeder mit sich ausmachen. Ich war jedenfalls froh, schnell aus der Faehre und auf meinem Weg zu sein, morgens um 6.30 Uhr, wenn die Welt noch in Ordnung ist.

Alle fuhren erst einmal nach Picton rein, um sich bei einer Außentemperatur von 5 Grad mit einem heißen Kaffee zu waermen. Ich bog rechts ab auf den Queen Charlotte Drive, der in die Marlborough Sounds fuehrt. Diese zaehlen mit zu den Hauptattraktionen der Suedinsel und werden von mir ganz sicher noch besucht, bevor es mit der Faehre wieder auf die Nordinsel zurueck geht. (Mein Autovermieter ist zu klein für One-Way-Leasing, deshalb muss mein Wagen wieder in die Naehe von Auckland zurueck!) So frueh am herrlichen morgen, waren natuerlich auch noch kaum andere unterwegs, die mit mir zusammen die aufgehende Sonne in den Sounds genießen konnten. Immer wieder muss ich anhalten, um Bilder zu machen.

Wanderung auf Mount Arthur
Der Morgen versprach gutes Wetter fuer den Tag. Da haette ich nichts dagegen, wenn es mit der naechsten Tour noch klappen koennte. Alles hing davon ab, wie schnell ich nach Nelson kam. Ich war ueberrascht, wie gut das lief. Also erlaubte ich mir eine Stunde fuer das nette Staedtchen Nelson, das bestimmt auch mehr Zeit wert ist. Danach setzte ich meine Fahrt fort in Richtung Mount Arthur, den ich heute noch besteigen wollte.

Die letzten 10 Kilometer vor dem Wanderparkplatz faengt eine Schotterstrecke an, die es definitiv in sich hat. An einer ganz besonders steilen Stelle des eh sehr steilen Weges steht, dass man als Nicht-4 WD Fahrer auf den kommenden 200 Metern nicht anhalten darf, da ein Anfahren sonst nicht mehr moeglich ist. Wenn hier alle auf Bergfahrt vor Tahlfahrt achten, wird es schon klappen, sage ich mir. Es hat geklappt. So bereitete ich mich, wie schon die letzten Male, auf die Wanderung vor und zog los.

Eine ganz besondere Wanderung ist das. Erst geht es durch wildromantischen Wald, der sich immer mehr lichtet. Wo die Baumgrenze endet, beginnt Grasvegetation. Danach wird es immer mehr wie im Hochgebirge, obwohl der Mount Arthur nur 1795 Meter hat. Der Weg weist keine einzige Stufe auf und ist sagenhaft gut und schoen zu begehen. 7 Stunden war ich schlussendlich unterwegs und habe davon jede Minute, ja Sekunde, genossen. Das Laufen hat so Spaß gemacht, die Ausblicke waren so schoen und der Wald ist hier etwas ganz Besonderes.

Gute Nacht am Lake Rotoiti
Nachdem ich die Schotterstrecke, dieses Mal in die andere Richtung, gemeistert hatte, nahm ich noch ein eisiges Bad im Graham River. Herrlich, kann ich da nur sagen. So erfrischt legte ich mit dem Auto noch eine gute Stunde nach St. Arnaud zurück, wo ich einen goettlichen Uebernachtungsplatz, direkt am Lake Rotoiti fand. Und Schlaf konnte ich nun sehr gut gebrauchen.




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